Als ich in der Ersti-Woche meine Mentoren gefragt habe, wie genau denn das Physikum abläuft, wurde mir gesagt, dass bis dahin noch viel Zeit wäre und ich das jetzt noch nicht wissen müsste.
Über die Antwort habe ich mich ein bisschen geärgert, denn kaum eine Prüfung ist auch außerhalb ihres Studienganges so bekannt, wie das gefürchtete Physikum – und natürlich wollte ich so früh wie möglich wissen, was genau sich hinter diesem Schreckgespenst verbirgt.
Falls ihr das auch gern wissen wollt, seid ihr hier richtig. 🙂
Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Physikum“?
Ein Physikum gibt es in den Studiengängen Humanmedizin, Zahnmedizin und Veterinärmedizin. Tatsächlich ist der Begriff „Physikum“ jedoch nur (noch) bei den Vetis die offizielle Bezeichnung für die große Zwischenprüfung nach dem vierten oder fünften Semester.
Das Physikum im Humanmedizinstudium
Offiziell heißt das Physikum „Erster Abschnitt der ärztlichen Prüfung“, oder kurz „M1“. Das Physikum besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil.
Schriftlicher Teil
Der schriftliche Teil findet jeweils an zwei Tagen im März (Frühjahrsphysikum) oder August (Herbstphysikum) statt und prüft alle Fächer der Vorklinik, also der ersten vier Semester des Studiums.
Insgesamt werden 320 Single-Choice-Fragen gestellt:
Tag 1
- 80 Fragen Biochemie und Chemie
- 80 Fragen Physiologie und Physik
Tag 2
- 100 Fragen Anatomie (inkl. Histologie) und Biologie
- 60 Fragen Medizinische Psychologie und Soziologie
Mündlicher Teil
Der mündliche Teil findet an einigen Universitäten bereits vor dem schriftlichen, an den allermeisten jedoch erst nach dem schriftlichen Physikum statt. Hier wird in den Fächern Anatomie, Biochemie und Physiologie geprüft, meist in Gruppen aus drei bis vier Personen. Jede Prüfung dauert ca. 20min. Es gibt einen praktischen Vortermin, der häufig standardmäßig Histologie beinhaltet, an anderen Universitäten aber zufällig aus den drei Fächern zugelost wird. An manchen Universitäten ist dieser praktische Anteil auch in die mündliche Prüfung integriert.
Benotung
Es gibt eine Note auf den schriftlichen Teil (Bestehensgrenze: 60% entspricht Note 4; 70% Note 3; 80% Note 2; 90% Note 1) und eine Note auf den mündlichen Teil, welche sich aus den drei einzelnen Fächern zusammensetzt, die im Übrigen alle drei gemeinsam bestanden werden müssen. Das schriftliche und das mündliche Physikum können separat voneinander bestanden werden und wenn man einen Teil nicht besteht, muss man nur diesen Teil wiederholen (mündlich oder schriftlich). Man hat zwei Wiederholungsversuche, besteht man das Physikum (oder einen Teil davon) drei mal nicht, wird man exmatrikuliert und darf in Deutschland nicht weiter Medizin studieren.
Die Physikumsnote berechnet sich dann in gleichen Teilen aus der schriftlichen und der mündlichen Note zusammen und bildet 1/3 der Gesamtnote der ärztlichen Prüfung.
Diese Prüfung gibt es nur im Regelstudiengang. In den Modellstudiengängen gibt es Äquivalenzprüfungen in den einzelnen Fächern.
Das Physikum im Zahnmedizinstudium
Die Zahnis schreiben ihr Physikum erst nach dem 5. Semester, haben aber dafür vorher schon ein Vorphysikum. Das was bei den Humanis als ein Physikum zusammengefasst ist, ist hier quasi unterteilt.
Im Vorphysikum nach dem 2. Semester werden Biologie, Chemie und Physik mündlich geprüft.
Im Physikum werden dann Anatomie, Biochemie, Physiologie und Zahnersatzkunde mündlich-praktisch geprüft. Es handelt sich hierbei um separate Prüfungen, welche auch separat voneinander bestanden werden können.
Das Physikum im Veterinärmedizinstudium
Auch im Veterinärmedizinstudium gibt es ein schriftliches Vorphysikum nach dem 1. oder 2. Semester für die Fächer Chemie, Physik, Zoologie und Botanik.
Im Physikum selbst werden dann Tierzucht und Genetik, Biochemie, Physiologie, Anatomie, sowie Histologie und Embryologie mündlich oder schriftlich geprüft.
Sowohl die Vorphysikums- als auch die Physikumsprüfungen können einzeln bestanden werden.